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Meine Familienchronik

Wegen seiner langjährigen Verlagstätigkeit in Berlin stand mein Vater, der Verleger G. Du Ry van Beest Holle, nach Kriegsende in den Niederlanden unter dem Verdacht der Kollaboration mit den National Sozialisten. Er und seine Ehefrau wurden deshalb viele Monate inhaftiert und sein Vermögen wurde der Niederländischen Zwangsverwaltung (Nederlands Beheersinstituut = NBI) unterstellt. Auf Grund anonymer Verleumdungen befürchteten meine Eltern einen Prozess, dessen Ausgang ihnen zu unsicher war. Sie gingen mit ihren drei Kindern ins Exil nach Frankreich und lebten dort drei Jahre in Armut. Im Jahre 1947 wurde dort ihre jüngste Tochter geboren. Nachdem die Zwangsverwaltung am 14.6.1949 aufgehoben wurde, verliessen sie ihr Exil und kehrten zurück in die Niederlande.

Diese vier Jahre andauernde Zwangsverwaltung des NBI hatte verheerende Folgen. Das Vermögen meiner Eltern war völlig heruntergewirtschaftet, dem Ehepaar blieben nur Schulden.

Am 28.12.1949 kam das NBI zu der Schlussfolgerung, dass sich der Verdacht gegen den Verleger G. Du Ry van Beest Holle nicht erhärten ließ.
Wörtlich hieß es: Temeer betreuren wij deze gang van zaken, aangezien sedert dien niet gebleken is, dat enige tegen U gerezen verdenking gegrond was.
Frei übersetzt: Wir bedauern dieses Geschehen umso mehr, weil seitdem nicht erwiesen wurde, dass beliebig welcher Verdacht gegen Sie begründet war.

Schon im März des gleichen Jahres hatte das NBI ausgesagt, “dass der Holle Verlag offensichtlich keine NS-Propaganda verlegt habe, trotz der Einflussnahme der niederländischen Kulturkammer“. Das Berufsverbot des Verlegers wurde jedoch nicht aufgehoben. In den Niederlanden durfte er bis zum Jahre 1951 keinen Verlag führen. Ihm blieb keine andere Wahl als mit seiner Familie wieder nach Deutschland zu ziehen. Er fing in Darmstadt neu an und siedelte im Jahre 1954 um nach Baden-Baden.

Trotz der gravierenden Fehler der Zwangsverwaltung wurden dem Verleger keine Schadenersatzansprüche anerkannt. Das NBI hatte schon früh gesetzliche Immunität bekommen. Im Jahre 1955, kurz vor der Scheidung, wurden dem Verleger auch noch die Verwaltungskosten in Rechnung gestellt.

Die Familienmitglieder haben nie die deutsche Staatsangehörigkeit angenommen. Sie blieben alle Niederländer.

Die Eltern sind schon viele Jahre verstorben, die vier Kinder leben in den Niederlanden.

 

Brief des Bürgermeisters der Gemeinde Putten, Herr H.A. Lambooij. April 2018

Übersetzung durch Google. Wird noch verbessert.

Sehr geehrter Herr du Ry der Beest Holle,

Mit großem Interesse habe ich das Buch zur Kenntnis genommen, das Sie “Jalna” genannt haben. In diesem Buch beschreiben Sie einen Teil der Geschichte ihrer Familie, in denen Sie besonderes Augenmerk auf ihre Eltern, Herr G. Du Ry van Beest Holle und seine Frau, die zusammen mit ihren Kindern während eines Teils des zweiten Weltkriegs in Putten gelebt haben, im Haus “Jalna”.

In einer Sondierung und so objektiv wie möglich, beschreiben Sie die Situation, in der Ihre Eltern sich befanden in den Tagen des Krieges und der Zeit nach ihm.

Betroffen hat mich im Besonderen die Rolle der Vertretung des Stadtrates in der Zeit nach dem zweiten Weltkrieg. Insbesondere die Korrespondenz aus dem Rathaus über ihre Eltern, mit dem Ziel, die Behörden zu überzeugen, dass Ihre Eltern “falsch” waren während des Krieges, ist, um es gelinde auszudrücken, nicht frei von Vorurteilen und bestimmt tendenziös.

Es ist natürlich nicht meine Aufgabe, meine Vorgänger zu Rügen über die Korrespondenz und über die Positionen die sie in dieser Zeit eingenommen hatten. Immerhin war der Krieg gerade vorbei, und viele Menschen aus dieser Zeit wurden eingeteilt als “gut” oder “falsch”, oft auf der Grundlage von falschen Annahmen und nicht-stichhaltige Hypothesen. Das ändert nichts an der Tatsache, dass die Einrichtung der lokalen Regierung zu der Zeit einen Fehler gemacht hat und ein falsches Bild des Verhaltens ihrer Eltern während des Krieges beschreibt.

Das stört umso mehr, weil einer meiner Mitarbeiter noch im Jahre 2007, basierend auf den nicht objektiven, unvollständigen Daten, die er im Archiv dieser Gemeinde über Ihrer Eltern gefunden hat, Ihnen gesagt hat, dass insbesondere ihr Vater während des Krieges mit dem Feind collaborierte.

Dies stört umso mehr, da von offizieller Seite schon lange der Schluss festgelegt war, dass Ihr Vater zu Unrecht interniert wurde.

Sorgfältige Lektüre Ihres Buches, eine gründliche Untersuchung des Archivmaterials aus dem städtischen Archiv und die Stellungnahme des Experten in Sachen der Kriegsvergangenheit der Gemeinde Putten, der Historiker E. de Graaf haben mir die Überzeugung gegeben, dass die Ansichten, die in der Vergangenheit über den Krieg und ihrer Eltern geäußert wurden, beruhten auf falschen Annahmen und nachlässiger Untersuchung der Tatsachen.
Ich möchte Ihnen für die solide und unvoreingenommene Art und Weise, in der Sie die Wahrheitsfindung in Ihrem Buch erfüllt haben danken. Ich möchte mich auch für die weitere Vollständigkeit der Geschehnisse der Kriegsvergangenheit meiner Gemeinde bedanken. Eine Vergangenheit, deren Folgen leider noch täglich in unserer Gesellschaft zu beobachten sind.

Hochachtend

H.A. Lambooij
Bürgermeister von Putten